19.01.2021

Gothic

Es waren Musiker, die Sarah Lehmann aus dem Dörfchen Burgberg bei Königsfeld zu ihrem Stil inspirierten. Die deutsche Metall-Band Rammstein oder der amerikanische Schock-Rocker Marilyn Manson etwa trafen mit ihren Liedern, Videos und ihrem Auftreten den Nerv der damals 15-jährigen Realschülerin: „Ich mag die Sachen bis heute.“ Sie informiert sich über ihre Lieblingsbands und verändert ihren Kleidungsstil: „Zunächst ging das Ganze bei mir von 08/15 in Richtung Punk mit den typischen Merkmalen wie geschorene Haare, Irokesenschnitt und viele Ketten und Nieten.“ Doch bald gefällt ihr der Gothic-Stil besser. Schwarz wird zur Hauptfarbe bei Kleidung, Haaren und Make up. Düster und dunkel ist ebenso Programm, wie auch Piercings und viele Ohrringe.

Das Umfeld im kleinen Schwarzwald-Dorf ist überfordert mit der „neuen“ Sarah: „Am Anfang war es schon schwierig, viele haben komisch geschaut. Meine damals beste Freundin habe ich verloren, aber ich habe es durchgezogen. Immerhin haben sich die Leute überhaupt mal für mich interessiert.“ Ihre Eltern hingegen sind stolz auf sie: „Die fanden es gut, dass ich nicht 08/15 rumlaufe. Für sie war klar, dass ich kein anderer Mensch bin, bloß weil ich schwarze Klamotten trage.“

Freunde hat die Werkzeugmechanikerin mittlerweile in aber auch außerhalb der schwarzen Szene. Zusammen mit ihrem Partner lebt die heute 25-Jährige in Deißlingen. Sein Herz schlägt für Heavy Metal. Regelmäßig treffen sich die beiden mit Angehörigen der Szene in verschiedenen Discotheken in Donaueschingen, Hechingen, Meßkirch oder Mannheim zu sogenannten „Dark Nights“ oder „80er-Jahre-Partys“: „Speziell das Delta in Donaueschingen ist quasi unser Wohnzimmer, wenn nicht gerade eine Corona-Pandemie tobt.“

20201214_enrw_121_web123.623x786