09.07.2020

Abendsport

„Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ – egal wie überstrapaziert diese Redewendung ist, bei Simone Linder passt sie wie die Faust aufs Auge. Seit rund 50 Jahren dreht sich bei der Kauffrau nicht alles, aber vieles um die anmutigen Vierbeiner. Die ersten fünf Lebensjahre verbringt sie auf einem Bauernhof in Niedereschach-Kappel zusammen mit einem Bernhardiner, Kühen, Hühnern und weiterem Kleinvieh: „Vermutlich hat mich diese Zeit nachhaltig geprägt.“ Die Liebe zur Natur und zu Tieren besteht für die 60-Jährige bis heute. In logischer Konsequenz kann sie dem Leben in einer größeren Stadt gar nichts abgewinnen: „Ich habe eine Zeit lang in Freiburg gewohnt, es aber nicht lange ausgehalten.“

Das Leben ist zwar kein Ponyhof, aber ohne Ponyhof hätte Simone Linder möglicherweise ihre große Leidenschaft „Pferde und Reiten“ nicht entdeckt. Ein Familienausflug mit Ponyreiten bildet den Startschuss, es folgen Reitstunden beim Reitverein Schwenningen und der immer stärkere Wunsch, sich auch beruflich mit den populären Einhufern zu beschäftigen. Von 1980 an absolviert sie eine zweijährige Ausbildung zur Pferdewirtin mit Schwerpunkt „Zucht und Haltung“ auf einem Araber-Gestüt in Bad Waldsee. Da aber die Arbeitsstellen rar sind und sich nahezu ausschließlich im Norden der Republik befinden, reift der Entschluss, zusätzlich einen kaufmännischen Beruf zu erlernen und die Reiterei als Hobby zu betreiben.

Während ihrer Zeit auf dem Araber-Gestüt erwirbt Simone Linder ein Araber-Fohlen und reitet es selbst ein. 1982 entdeckt sie bei einem Kurs mit Jean-Claude Dysli, der das Western-Reiten nach Europa brachte, diesen Reitstil für sich und bleibt diesem bis heute verbunden: „Beim Western-Reiten soll auch das Pferd als Partner Freude empfinden, das hat mir sehr gefallen.“ Die Cowboys mussten einst bis zu 16 Stunden im Sattel verbringen. Aus diesem Grund wurden ausdauernde Pferde mit bequemen Gangarten benötigt, die ohne große Anstrengung des Reiters dessen Hilfen umsetzten. Die einhändige Reitweise war nötig, um mit dem Lasso zu arbeiten. Kein Wunder, dass sich Simone Linder nach dem Tod ihres Vollblut-Arabers im Jahr 1998 ein Quarterhorse zulegt – für Westernreiter die Rasse schlechthin.

Seit 17 Jahren arbeitet die Pferdeexpertin bei der Energieversorgung Rottweil (ENRW) als kaufmännische Angestellte, besitzt mittlerweile zusammen mit ihrem Mann drei Quarterhorse und reitet diese rund fünf Mal pro Woche: „Es ist schon ein sehr aus- und abendfüllendes Hobby“, erklärt die 60-Jährige lächelnd. Brenda, Glenn und Yukon leben in einem Aktiv-Laufstall auf dem Gelände der Pferdepension Rapp in Eschbronn-Locherhof: „Meiner Erfahrung nach sind Pferde, die nicht in Boxen untergebracht sind, viel ausgeglichener. Pferde sind soziale Wesen, sie spielen viel und das ist bei dieser Haltungsform durchgehend möglich.“

Glenn ist noch jung und wird gerade von Simone Linder ausgebildet. Mit Brenda ist sie schon einige Turniere geritten. Am besten gefallen ihr aber spezielle Kurse mit Rindern: „Die Aufgabe besteht darin, die Rinder in einem ruhigen Tempo von A nach B zu treiben.“ Was sich einfach anhört, erfordert von Ross und Reiter Können sowie ein perfektes Zusammenspiel – ohne echte Begeisterung nur schwer zu lösen. Aber daran mangelt es Simone Linder definitiv nicht, hat sie doch ihr Glück gefunden...

ENRW VON INNEN

Simone Linder arbeitet bei der ENRW im Bereich Finanzen und Kasse. Gemeinsam mit einer Kollegin führt sie die operativen Bankgeschäfte. Linder verarbeitet elektronische Kontoauszüge, kommuniziert mit Geldinstituten und sorgt dafür, dass die Fristen für Zahlläufe eingehalten werden. Zudem überwacht die Industriekauffrau sämtliche Geldströme und erstellt eine Liquiditätsvorschau.