09.07.2020

Abendprogramm

Zagreb, Kroatien, im Sommer 2016. Der 14-jährige Oliver Oprivnjak aus Deißlingen zeigt in einem Eiscafé Verwandten einige Zaubertricks. Nachdem die Kellnerin ihn darum bittet, auch ihr etwas vorzuführen und er dem nachkommt, füllt sich das Café zusehends: „Immer mehr Menschen strömten von der Straße an unseren Tisch, um zuzuschauen. Es war meine erste Show im öffentlichen Raum. Ich habe gefühlt noch Stunden später gezittert“, erinnert sich der heute 18-jährige Abiturient.

Zum Zaubern kommt er mit 13 Jahren: „Ich kann mich noch genau daran erinnern. Eigentlich sollte ich meinen Koffer für den Urlaub packen, aber ich kam einfach von den Kinderzaubertricks auf YouTube nicht mehr weg.“ Er spezialisiert sich auf Tricks mit Spielkarten und übt regelmäßig. Schwester Laetitia fungiert bei jedem neuen Zaubertrick als Versuchskaninchen. Mit 15 beginnt Oliver, auf privaten Partys aufzutreten. Als Mitglied der schulischen Theater-AG fällt es ihm nicht schwer, zur allgemeinen Unterhaltung beizutragen. Mit der Frage: „Wollt Ihr einen Zaubertrick sehen?“ sorgt er überall für Aufsehen und gute Laune, zuletzt auch in Bars, Kneipen oder auf der Straße.

Sein Bekanntheitsgrad in Rottweil und Umgebung steigt. Freunde seiner Eltern buchen ihn für den Geburtstag der Oma. Die Kumpels ermuntern ihn, seine spontanen Auftritte zu filmen und auf Instagram zu posten. Dafür fehlt lange die Zeit. Neben der Schule spielt Oliver Fußball, fährt Skateboard und schauspielert. Dann kommt Corona: „Alles stand still und mir wurde schnell langweilig. Also habe ich die ersten acht Filmclips hochgeladen.“ Die Resonanz kann sich sehen lassen: über 800 Abonnenten interessieren sich mittlerweile für seinen Instagram-Auftritt unter dem Namen olikoprivnjak.

Ein Traum wäre es für den Schüler, irgendwann Techniken aus dem Bereich des Mentalismus zu beherrschen: „Da geht es beispielsweise darum, Körpersprache lesen zu können und sich in Menschen hineinzuversetzen.“ Relativ gängig sei das Experiment, eine Person aufzufordern, an eine Spielkarte zu denken und dann herauszufinden, welche es ist. Besonders beeindruckt ihn der deutsche Mentalkünstler Thorsten Havener. Als Stargast einer Betriebs-Weihnachtsfeier errät dieser den Namen, an den seine Mutter als Testperson auf der Bühne gedacht hatte: „Das hat mit Hellsehen oder übersinnlichen Fähigkeiten nichts zu tun. Es basiert auf Mental- und Wahrnehmungsstrategien sowie Suggestion.“

Oliver hofft, irgendwann einen Lehrer für diese Techniken zu finden, da sie nur schwer über Bücher erlernbar seien. Zeitlich ist er bald flexibel, denn was er nach dem Abitur machen möchte, weiß er noch nicht: „Da bin ich noch völlig offen.“ Zu Auftritten vor Publikum jedenfalls – wie damals in Zagreb – würde er nicht nein sagen...