09.07.2020

Abendsonne

„Wohnen, wo andere Urlaub machen“, damit kennt sich Wolfgang Kopp aus. Aufgewachsen im idyllischen Städtchen Dornhan am Rand des nördlichen Schwarzwalds kommt der 54-Jährige schon als Kind mit dem Tourismus in Berührung: „Meine Eltern betrieben eine Pension und nicht selten haben wir unsere Gäste zu den Ausflugszielen begleitet.“ Die Gemeinde setzt während der 1970er-Jahre voll auf „Fremdenverkehr“. Neben Heimatabenden für Touristen, Blumenschmuck-Wettbewerben und den Bemühungen, als „Kurort“ klassifiziert zu werden, entsteht im Teilort Marschalkenzimmern mitten im Wald die Feriensiedlung „Alte Reute“. 55 Blockhäuser aus Holz in drei verschiedenen Größen und Ausstattungen finden vor allem im Stuttgarter Raum begeisterte Besitzer, welche fortan regelmäßig am Wochenende zwischen Tannen und Fichten die Seele baumeln lassen, oder an Feriengäste vermieten.

Als Wolfgang Kopp aus familiären Gründen vor zweieinhalb Jahren kurzfristig eine neue Wohnung sucht und sich die Lage auf dem Immobilienmarkt in Dornhan als reichlich angespannt darstellt, landet er nicht nur in einem der 55 Blockhäuser, sondern gleichzeitig in einer kleinen Welt für sich: „Das Leben in einer Feriensiedlung mitten im Wald hat einen ganz eigenen Rhythmus.“ Es herrscht die absolute Ruhe. Gerade einmal rund ein Drittel der Blockhäuser ist mehr oder weniger dauerhaft bewohnt und das überwiegend von Alleinstehenden. Da zahlreiche Besitzer mittlerweile hochbetagt sind, stehen viele der imposanten Bauwerke längst nicht nur unter der Woche leer: „Speziell in der kalten Jahreszeit befindet sich die gesamte Siedlung mehr oder weniger im Winterschlaf.“

Seinen Feierabend jenseits aller Zahlen und Bilanzen genießt Kopp, der bei der Energieversorgung Rottweil (ENRW) als Abteilungsleiter die Gesamtverantwortung für den kaufmännischen Service trägt, auf der Terrasse seines 650-Quadratmeter-Grundstücks zusammen mit Eichhörnchen, Vögeln, Füchsen, Iltissen und einer hervorragenden Luftqualität. Um naturnah zu joggen, zu wandern oder Fahrrad zu fahren, muss er lediglich die Gartentür öffnen. Ungestört Trompete üben? Kein Problem! Auch auf den 60 Quadratmetern Wohnfläche mit drei Zimmern, Küche, Bad und einer Teilunterkellerung fühlt sich der Finanzfachmann so wohl, dass er sich 2019 dazu entschließt, die 80-jährige Hausbesitzerin aus Esslingen wegen eines Verkaufs anzusprechen.

Die ältere Dame ist verwitwet und hängt sehr an dem Blockhaus, wo sie, ihr Mann und die Kinder über viele Jahre unzählige glückliche Stunden verbracht hatten, zusammen mit den anderen Familien in der Feriensiedlung. Da sie jedoch das kleine Anwesen nicht mehr bewirtschaften kann, willigt sie in den Verkauf ein. Seitdem ist Wolfgang Kopp ein waschechter „Siedler“, der sich so manches Mal der Natur unterwerfen muss: „Nach dem Sturmtief Sabine waren alle vier Zufahrten zur Siedlung nicht mehr passierbar. Da stand dann Homeoffice auf dem Programm.“ Doch das stört ihn nicht. Immerhin wohnt er, wo andere Urlaub machen....

ENRW VON INNEN

Wolfgang Kopp trägt als Abteilungsleiter die Gesamtverantwortung für den kaufmännischen Service der ENRW. Dazu zählen Finanz- und Rechnungswesen, Anlagenbuchhaltung, Auftragsabrechnung, Versicherungen, Einkauf und Controlling. Zudem unterstützt er die Geschäftsführung bei kaufmännischen Fragen in den genannten Bereichen.