22.10.2020

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Dienstbeginn für Steven Geiger. Der 20-Jährige hat seit Juli ausgelernt, ist seitdem frisch gebackener Bäcker und arbeitet in der Bäckerei seines Vaters Ralf in Villingendorf. Sein Körper hat sich längst an die Nachtarbeit gewöhnt: „Ich lege mich in der Regel nach einer warmen Mahlzeit gegen 18 Uhr schlafen und stehe um 0.30 Uhr auf. Nach einer Tasse Kaffee oder einem energy drink bin ich fit für die Backstube. “ Gestartet wird immer mit dem Brot, das man im Hause Geiger noch wirklich von A bis Z selbst bäckt, ohne Unterstützung von Fertigbackmischungen. Rush hour heißt es danach auf der sogenannten „Brötchenstraße“. Parallel dazu wird das am Vortag produzierte Plundergebäck im Gärraum schonend gegart und gebacken.

Gegen 6.30 Uhr gibt es eine Pause, wo sich Steven ein frischesBrötchen mit Wurst oder Käse gönnt. Ungefähr ab 10 Uhr morgens beginnt der Feierabend. Ein großer Vorteil am Bäckerleben: „Man hat so viel vom Tag.“ Zeit genug beispielsweise, um verschiedenen Hobbys zu frönen. Der 20-Jährige komponiert elektronische Musik, kocht gerne und geht ins Fitnessstudio zum Trainieren. Selbst Ausgehen am Abend mit den Kumpels ist kein Problem: „Dann lege ich mich eben gleich ab 10 Uhr bis zum frühen Nachmittag hin.“

Nach dem Abitur am Rottweiler Leibniz-Gymnasium hat Steven nur kurz mit einem Lehramtsstudium geliebäugelt, um sich dann doch für das Handwerk zu entscheiden. Auch zwei Jahre nach dem Abi bereut er nix: „Ich kann kreativ sein und sehe jeden Morgen, was ich mit meinen Händen erschaffen habe. Ein Büro-Job wäre nicht das Richtige für mich.“

Steven hat einen Plan: er möchte ab nächstes Jahr in die Welt hinaus und in verschiedenen Bäckereien Erfahrungen sammeln, um dann nach der Meisterprüfung zusammen mit seiner Schwester Antje den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Die erste Station steht möglicherweise schon fest: eine Bäckerei in München, weitere sollen folgen.

Natürliches Backen ohne Zusatzstoffe entspricht seinem beruflichen Anspruch. Tiefgekühlten Teiglingen, die in den großen Discounter-Ketten morgens schnell aufgebacken werden, kann er so gar nichts abgewinnen: „Ich schmecke die Chemie. Unsere Backwaren sind frischer, geschmacklich besser und mit Sicherheit auch gesünder!“ Aber viele Menschen würden ausschließlich auf den Preis schauen: „Im Supermarkt kostet die Brezel 20 Cent und bei uns 80. Dies liegt überwiegend an der industriellen Produktion. In manchen Fällen werden diese Aufbackbrezeln sogar in Billiglohnländern hergestellt.“ Vor diesem Hintergrund hofft Steven auf weiterhin treue Kunden, welche sich für natürliche Qualität und nicht industrielle Massenproduktion entscheiden. Immerhin schält der 20-Jährige nicht mal eben jede Stunde einen Aufbackofen ein, sondern arbeitet die ganze Nacht hart für gutes Backwerk…