25.03.2020

FISCHERNETZ

Jochen Irion macht Mittagspause bei einem sogenannten „Schalthaus“ in Rottweil. Der 39-Jährige, heute für die Einsatz- und Arbeitssteuerung sowie die Straßenbeleuchtung in Rottweil zuständig, war lange als Strom-Monteur der ENRW im Netzgebiet des regionalen Energieversorgers unterwegs, um täglich vor Ort den Weg des Stroms bis zur Steckdose zu begleiten und bei Problemen einzugreifen. Die entsprechenden Arbeitsaufträge erhielt er über die ENRW-Netzleitstelle, welche per Fernüberwachung rund um die Uhr nahezu sämtliche Strom-, Erdgas-, Trinkwasser- und Fernwärmeleitungen kontrolliert. Von morgens sieben Uhr bis mittags um 16 Uhr sind die Netz-Monteure im Einsatz. Die Pause wird da gemacht, wo es gerade passt.

Vor der Mittagspause stand heute die routinemäßige Kontrolle des „Schalthauses“ auf dem Programm. Was ist ein „Schalthaus“? Irion erklärt es uns. Von den großen Kraftwerken fließt der erzeugte Strom über armdicke Hochspannungsleitungen mit bis zu 400.000 Volt kilometerweit übers Land. „Je höher die Spannung, desto verlustfreier lässt sich Strom transportieren“, sagt der 39-Jährige. Ein Umspannwerk in Trossingen verwandelt die 400.000 Volt in 110.000 Volt und schickt diese ins Stromnetz der ENRW. Deren Umspannwerke in Rottweil und Zimmern reduzieren die 110.000 Volt auf 20.000 Volt.

Anschließend fließt der Strom unterirdisch oder über Freileitungen zu den rund 330 Trafostationen im gesamten Versorgungsgebiet der ENRW. Teilweise befinden sich dazwischen noch „Schalthäuser“, welche den Strom verteilen. 70 der 330 Trafostationen gehören großen Industriekunden mit hohem Stromverbrauch. Die Trafostationen wandeln die Spannung auf 400 sowie 230 Volt um und speisen die Kabel bis zu den Hausanschlüssen.

Jochen Irion vergleicht den Stromtransport innerhalb des ENRW-Netzes gerne mit einem weit verzweigten Fischernetz: „Selbst wenn eine der 330 Trafostationen wegen eines Defekts ausfällt, sind die anderen so miteinander verbunden, dass kein Kunde, oder nur ein kleiner Teil, auf Strom verzichten muss.“

Im und ums Schalthaus hat Irion lediglich kleinere Mängel festgestellt und protokolliert. Die Stromverteilung erfolgt im Gebäude über fernüberwachte Schaltanlagen. Für größere technische Defekte stehen Batterien bereit. Diese gewährleisten auch bei einem Stromausfall, dass die Schaltanlagen weiterhin von der ENRW-Netzleitstelle aus per Fernübertragung bedient werden können.