25.03.2020

ESSEN AUF RÄDERN

Für ältere Menschen ab 75, die nicht mehr in der Lage sind, mittags zu kochen, bietet das Rottweiler Altenzentrum St. Elisabeth seit 1998 „Essen auf Rädern“ an. Die von der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn getragene Einrichtung liefert mit PKWs täglich rund 100 Essen an Adressen in Rottweil, Dietingen und Zimmern. Die Nachfrage ist groß, die Touren sind komplett ausgebucht.

Gertrud Fruh, eine von sieben Fahrerinnen und Fahrern, transportiert von 10 bis 12.30 Uhr die dampfende Fracht. In den speziellen Behältern bleibt das Essen lange warm. Gertrud Fruh kennt ihre Kunden genau. Sie weiß, wo nach ihrem Klingeln nur kurz der automatische Türöffner surrt und wo an der Tür ein Gesicht erscheint, dankbar für ein paar Worte. „Nicht selten bin ich der einzige Mensch, mit dem sie den ganzen Tag reden können“, sagt die 66-Jährige. Klar fällt es Gertrud Fruh sofort auf, wenn sich die Türe mal nicht öffnet: „Das melden wir an unsere Zentrale. Von dort aus werden dann alle notwendigen Schritte eingeleitet, um in Erfahrung zu bringen, ob die Kunden wohlauf sind.“

Gertrud Fruh ist Rentnerin und macht den Job seit drei Jahren. „Nur zuhause sitzen, wäre nichts für mich“, sagt sie. Zwischen 5.000 und 6.000 Schritte kommen bei einer Tour mit 25 bis 30 Adressen zusammen. Darunter befinden sind mehrere Wohnungen in höheren Stockwerken mit jeweils 40 Stufen und mehr. Für die 66-Jährige kein Problem: „So bleibe ich fit!“

Viele ihrer Essensempfänger sind dankbar, weiterhin um 12 Uhr mittags warm essen zu können. Jahrzehntelang gehörte diese Zäsur zu den verlässlichen Konstanten im Tagesablauf. Den Speiseplan gibt es immer eine Woche vorher. „Auch dies ist eine wichtige Orientierung im Alltag der oft pflegebedürftigen älteren Menschen“, sagt Hauswirtschaftsleiterin Ute Wingert, die Vorgesetzte von Gertrud Fruh. Geschmäcker sind verschieden. Aus diesem Grund besteht die Möglichkeit, ein Gericht abzubestellen oder eines dazu zu buchen.