10.01.2022

Wasserschlacht

Dr. Raphaela und Oliver Angele – Zahnärztin und Fachmann für Zahnarzt-Praxen aus Rottweil

Wasser und Zahnmedizin gehören untrennbar zusammen. Dabei steckt der Teufel im Detail. Mit ein bisschen Flüssigkeit zum Ausspülen ist es nämlich längst noch nicht getan. Oliver Angele von der Firma Dental Eggert ist Fachmann für Zahnarztpraxen. Sein Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, Zahnarztpraxen einzurichten. Und da seine Frau Raphaela in der Rottweiler Kaiserstraße eine Zahnarztpraxis betreibt, ist auch für entsprechende Anschauungsobjekte gesorgt.

Beginnen wir mit dem berühmten „Bohrer“. Dieses kleine Maschinchen enthält einen Motor, der es bis auf 40.000 Umdrehungen pro Minute bringt und mit Wasser gekühlt werden muss. Auch die Luft-Wasser-Spritze zum Reinigen des Mundraumes enthält Wasser. Der Mundbecher zum Ausspülen wird mit einem ganz besonderen Wasser aufgefüllt, wie Oliver Angele erklärt: „Dem hochwertigen Trinkwasser der ENRW aus der Leitung wird am Behandlungsstuhl noch Wasserstoffperoxid beigeimpft. Diese flüssige Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff wirkt desinfizierend, antibakteriell, oxidierend, bleichend und geruchsbeseitigend.“ Alles, was dann aus dem Mund des Patienten im Spuknapf landet, wird strikt getrennt von der Frischwasserzufuhr weggepumpt. Kleine Info am Rande: für einen modernen Behandlungsstuhl müssen in der Regel rund 40.000 Euro veranschlagt werden.

Hinter den Kulissen einer Zahnarztpraxis geht es kräftig weiter mit dem Wasserverbrauch. Gebrauchte Instrumente werden in speziellen Boxen in den Desinfektionsraum gebracht. Nach einer händischen Grobreinigung sorgen zwei spezielle (und teure) Geräte für eine komplette Desinfektion und Sterilisation: der Thermodesinfektor und der Dampfsterilisator. Der Thermodesinfektor reinigt und desinfiziert mit Wasser und entsprechenden Reinigungsmitteln eine Stunde lang bei bis zu 90 Grad. Instrumente, die für chirurgische Eingriffe benötigt werden und Schleimhäute durchtrennen, werden anschließend in eine Membranfolie verschweißt und im Dampfsterilisator mit gesättigtem Wasserdampf bei 134 Grad „autoklaviert“.

Beide Geräte benötigen Wasser und sind zusammen für rund 20.000 Euro zu haben. „Die Zeiten sind lange vorbei, als man am besten morgens um 8 Uhr zum Zahnarzt ging, da zu diesem Zeitpunkt die Instrumente noch sauber waren“, bemerkt Oliver Angele schmunzelnd. Heutzutage werde jede Zahnarztpraxis regelmäßig kontrolliert. Fazit: Ohne Wasser kein Zahnarzt und ohne Zahnarzt im ungünstigsten Falle starke Schmerzen.

Dr. Raphaela Angele praktiziert seit 2017 in einem traditionsreichen Gebäude: „Dieses Haus Kaiserstraße 7 beherbergte seit der Erstellung in den 1920er Jahren durchgängig Zahnarztpraxen.“ Sie selbst kennt sich aus mit ungewöhnlichen Arbeitsstätten. Nach dem Studium bei der Bundeswehr in Ulm war sie bis 2010 in der Kaserne in Meßstetten tätig: „Dort gab es für die Soldaten eine eigene Zahnarztpraxis, ich selbst habe auch in Uniform gearbeitet.“ Bei rund 1.000 Bundeswehrangehörigen gab es immer etwas zu tun.

Am Beruf des Zahnarztes schätzt die 48-Jährige den Umgang mit Menschen sowie das akademische Handwerk. Berührungsängste angesichts rund 35 offener Münder pro Tag kommen so gut wie nie auf: „Mundschutz, Handschuhe und Schutzbrille helfen diesbezüglich enorm.“ Dass viele Menschen nicht gerade voller Vorfreude zum Zahnarzt gehen, kann die zweifache Mutter gut nachvollziehen: „Das geht mir selbst auch nicht anders.“

Durch eine herzliche Atmosphäre in der Praxis und einfühlsame Gespräche zu Beginn der Behandlung versucht sie, gemeinsam mit dem gesamten Team, ihren Patienten die Ängste zu nehmen. Ihr Mann vermutet, dass die klassische Angst vorm Zahnarzt aus Zeiten rührt, die noch keine Prophylaxe kannten: „Früher gingen die Leute ja nur dann zum Zahnarzt, wenn es vor lauter Schmerzen nicht mehr ging. Dass es dann meist kein schöner Besuch wurde, liegt nahe. Wer jedoch heute regelmäßig zur Kontrolle kommt und die entsprechenden Prophylaxe-Maßnahmen in Anspruch nimmt, erlebt ja in der Regel keine gravierenden Überraschungen.“

Ja, die Zeiten haben sich geändert. Anders als früher ist es Zahnärzten heute auch durchaus erlaubt, in gewissem Maße für sich zu werben. So verfügt Raphaela Angele nicht nur über eine sehr gut gemachte Website, auch auf einem Rottweiler Stadtbus ist ihre Werbung vertreten. Nichtsdestotrotz wird die Nachfrage nach Zahnärzten mit Sicherheit nie versiegen, wie hoffentlich unsere Trinkwasserquellen auch nicht.