10.01.2022

Waschwasser

Friedrich und Patrick Eberhard – Wäschereibetreiber aus Alpirsbach

Da steht er, der Präsident des Deutschen Textilreinigungs-Verbandes, in seinem Betrieb mitten im Schwarzwald und hält eine graue Herrenweste in Händen. Stolz zeigt er ein kleines Etikett, auf dem sich ein QR-Code befindet: „Menschen in Pflegeheimen haben nicht mehr viele persönliche Gegenstände um sich. Oft nur noch einige Kleidungsstücke. Um so wichtiger, dass diese bei der Reinigung nicht verloren gehen. Bei uns sind die Reinigungsabläufe digitalisiert. Wir wissen immer, wo sich was befindet und wem es gehört.“

Friedrich Eberhards Herz schlägt für saubere Textilien. Seit 1982 Meister im „Wäscher- und Textilreiniger-Handwerk“ freut es ihn und Junior-Chef Patrick Eberhard ungemein, dass Kleidungsstücken mittlerweile wieder ein anderer Wert beigemessen wird: „Wie unsere Vorfahren halten wir im Sinne der Nachhaltigkeit unsere Garderobe wieder in Ehren. Schauen Sie sich Plattformen wie Momox oder Vintage an. Second Hand ist schick.“ Und Werterhalt von Textilen ist für die schwäbische Unternehmerpersönlichkeit eine Mission: „Wir sorgen für eine fachlich einwandfreie hygienische Restaurierung inklusive nötiger Reparaturen.“

Dass professionelle Textilreinigung deutlich mehr ist, als große Waschmaschinen zu starten, zeigt ein Rundgang durch Räumlichkeiten des Alpirsbacher Wäsche-Service. Klar, es gibt sie die Maschinen. Sie werden auf der „unreinen“ Seite beladen und auf der „reinen“ Seite entladen. „Hygiene“ heißt das Zauberwort: „Eine unserer Hauptaufgaben besteht darin, die Infektionsmöglichkeit über Textilien zuverlässig zu unterbrechen. Deshalb arbeiten wir streng nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts.“ Ohne hygienisch wieder aufgearbeitete Textilien seien alle gewerblichen und helfenden Einrichtungen nicht arbeitsfähig.

Bei den sogenannten „Taktwaschanlagen“ laufen permanent 50 Kilogramm Wäsche in zwei Minuten durch und werden anschließend vollautomatisch in die Trockner, zu den Wäschemangeln, den Trockenwäsche-Legemaschinen oder dem Formteilefinisher weitergeleitet. Die Steuerung dieser Vorgänge erfolgt digital, ebenso die Dosierung der exakten Mengen für Wasser und durchweg biologisch abbaubarem Waschmittel. Die rund 80 Mitarbeiter haben dennoch genug zu tun: „Textilien sind höchst unterschiedlicher Natur und weit schwieriger zu handhaben, wie feste Stoffe. Deshalb sind immer noch viel Handarbeit und Geschick erforderlich, um diese wieder wie neu zu machen.“

Rund 7.200 Kubikmeter Wasser werden pro Jahr benötigt. Ein ressourcenschonender Umgang ist selbstverständlich: „Das genutzte Wasser verwenden wir mehrfach. Es wird aufbereitet und gefiltert. Vereinfacht gesagt, laufen die schmutzigen Textilien dem sauberen Wasser entgegen, das heißt, am Schluss verlassen hygienisch und sauber gewaschene Textilien den Waschvorgang.“ Die Textil-Fachleute aus Alpirsbach heizen darüber hinaus weder das Wasser ständig neu auf, noch beladen sie es permanent mit zu viel Waschmittel. Auch die Textilreinigung mit Lösemittel verläuft umweltfreundlich: „Alle unerwünschten Stoffe aus den Textilien, auch Mikroplastik, werden zurückgehalten, gesammelt und dann mit den Lösemitteln umweltgerecht entsorgt.“

Gereinigt wird im Alpirsbacher Betrieb alles, vom Taschentuch bis zum Zelt, vom Kuscheltier bis zur Federstola, von polizeilicher Schutzausrüstung bis zum Blaumann, aber auch Pferdedecken, Markisen, Geräteabdeckungen, Bühnenvorhänge, Brautkleider, Textilien aus Unglücksfällen, wie Unfall, Brand oder Wasserschaden und natürlich sehr große Mengen an Handtüchern und Bettbezügen. Mal mit Wasser, mal ohne, je nach Material.

Ebenso vielfältig liest sich der Kundenstamm: Pflege- und Gesundheitsdienste, Krankenhäuser, Gastronomie, Industrie, Polizei, Feuerwehr, öffentliche Einrichtungen oder normale Haushalte. Die Dienstleistung geht über den Reinigungsvorgang hinaus: „Wir vermieten die komplette Hauswäsche, Handtuchspender, Waschraumausstattung, Schmutzfangmatten und Berufskleidung. Unsere Mitarbeiter bringen die Textilien, räumen auf Wunsch die Schränke ein und organisieren den Wäschefluss.“

Aus einer kleinen Mietwaschküche der Eltern im 6.000 Einwohner-Städtchen Alpirsbach entwickelte der heute 67-Jährige ein Service-Unternehmen mit einem breitgefächerten Portfolio. Seit 14 Jahren engagiert sich Friedrich Eberhard im Deutschen Textilreinigungs-Verband, dem derzeit rund 800 Handwerks-, Gewerbe- und Industriebetriebe angehören. Der Blick über den (Teller)Rand des Schwarzwalds ist ihm wichtig: „Es geht mir darum, die Zukunft der Branche mitzugestalten. Als Verband begleiten wir die tarif-, arbeits- und sozialpolitische Gesetzgebung. Wir arbeiten dafür mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks zusammen, verhandeln eigene Tarifverträge und machen zeitgemäße Netzwerkarbeit mit anderen Verbänden, Instituten und Gremien. Alles sehr spannende Aufgaben.“ Sein Textilservice stehe für Hygiene und Nachhaltigkeit. Er gelte sogar innerhalb der EU als Vorzeigemodell für Kreislaufwirtschaft.