10.01.2022

Fischwasser

Josef Sabo – Tierfreund aus Wehingen

Das Wasser ist das A und O! Temperatur, Härtegrad und Säuregehalt müssen stimmen, sonst können Sie es vergessen.“ Wasser ist für Josef Sabo aus Wehingen Wissenschaft und Religion zugleich. Der 68-Jährige hält nämlich Zierfische und nicht nur das. Sein nahezu selbst gebautes Haus in Wehingen könnte glatt als kleine Arche Noah durchgehen. 120 Vögel, 100 Fische und rund eine Million Bienen befinden sich im, um oder in der näheren Umgebung seines Heims. „Ohne Tiere könnte ich mir mein Leben kaum vorstellen“, betont der Werkzeugmacher im Ruhestand.

Bis zu seinem zwölften Lebensjahr ist der Donauschwabe im heutigen Serbien aufgewachsen. Tiere gehörten wie selbstverständlich zu seiner Kindheit: „Pferde, Kühe, Gänse, Tauben, Hühner, Schweine oder Katzen – jeder im Dorf besaß Tiere.“ 1968 kam er mit seinen Eltern nach Gosheim und nur zwei Jahre später besaß er sein erstes Aquarium: „Mein Kumpel besaß ein kleines 20-Liter-Aquarium mit Goldfischen und einem Katzenwels. Dann setzte er noch kleine Guppys und Neonfische ein. Es dauerte nicht lange und alle waren weg. Der Wels hatte sie sich einverleibt. Daraufhin verlor mein Kumpel die Lust und ich habe das Becken übernommen.“

Um solche Anfängerfehler zu vermeiden, ließ sich Josef Sabo – damals 18 Jahre alt – von einem älteren Züchter aus Rottweil in die Geheimnisse der Aquaristik einweihen und war fortan mit Feuereifer bei der Sache. Er baute sich Aquarien selbst und begann in seinem Jugendzimmer zu züchten. Die Begeisterung der Eltern hielt sich zunächst in Grenzen, doch irgendwann kamen auch Papa und Mama Sabo auf den Geschmack: „Es war für meine Eltern wie Fernsehschauen. Bei mir ist es bis heute so: der Blick in ein Aquarium beruhigt.“

Zierfische züchten ist ein zeitaufwendiges Hobby. Um die Fische aus Übersee überhaupt dazu zu bringen, sich zu vermehren, müssen die natürlichen Lebensbedingungen perfekt nachgeahmt werden. Allein die Wasseraufbereitung erfordert Wissen und Geduld: „Diskusfische aus dem Amazonas beispielsweise benötigen sehr weiches Wasser mit einer Temperatur um die 30 Grad und einem pH-Wert zwischen 5,5 und 6, Buntbarsche aus Afrika dagegen eher hartes Wasser…“ 

Heute nutzt der 68-Jährige digitale Messgeräte, früher musste er mit Papierstreifen oder Tropfen hantieren. Da das Wasser aus der Leitung zu hart ist, verwendet Sabo entsalztes Regenwasser für die Becken. Jeden Monat muss das Wasser in den Aquarien teilweise gewechselt werden. Selbst das Futter züchtet er selbst: Algen für Wasserflöhe, Grindalwürmer und Mehlwürmer („Die sind sehr proteinreich“).

Sind die äußeren Bedingungen gegeben, beobachtet Josef Sabo seine Schützlinge: „Man muss herausfinden, wer kann mit wem. Dann kommen die beiden in ein separates Aquarium und im Idealfall legt das Weibchen nach einigen Tagen die Eier.“ In der Gruppe wäre dies nicht möglich: „Die Eier würden sofort von den anderen Fischen gefressen.“

Nach so vielen Jahren genügt Josef Sabo ein kurzer Blick in ein Aquarium, um festzustellen, dass etwas nicht stimmt. Seine Tiere und der Garten halten den ehemaligen Karatelehrer körperlich und geistig fit: „Bei den Bienen bin ich an der frischen Luft, ich sammle Wildkräuter für die Vögel, mache Holz und bewirtschafte mit meiner Partnerin den Garten.“ Die Leidenschaft für Fische und Vögel führten sogar dazu, dass er in seinem Eigenheim bis Anfang der 1990er Jahre eine kleine Zoohandlung betrieb. Anfängern rät der Aquarianer, mit Lebendgebärern wie beispielsweise Guppys aus der Karibik zu beginnen: „Da läuft die Vermehrung fast von alleine.“ Trotz aller Tierliebe: Als „Noah“ von Wehingen möchte Josef Sabo nicht in die lokalen Geschichtsbücher eingehen: „Mir reichen Fische, Vögel und Bienen. Weitere Tiere sind nicht geplant.“