07.01.2020

07:25 Uhr

Bei Simon klingelt der Wecker um 4 Uhr. Nach dem Aufstehen setzt sich der angehende Industriekaufmann für etwas mehr als eine Stunde an den Schreibtisch. Der 23-Jährige stemmt neben seiner Ausbildung bei der Energieversorgung Rottweil (ENRW) ein zweijähriges Fernstudium im Fach „Ernährungswissenschaft“. Schwerpunkt ist eine Ernährung rein auf pflanzlicher Basis. Seit drei Jahren verzichtet Simon komplett auf tierische Lebensmittel. Auslöser waren Film-Dokumentationen wie „Dominion“ auf YouTube über die weltweite Massentierhaltung: „Das konnte ich mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren. Ich dachte eigentlich, ich sei ein Tierfreund.“

Das Thema „Vegan“ fasziniert ihn. Jeden Morgen arbeitet er sich voller Enthusiasmus durch die Skripte. Nach Abschluss des Studiums darf er sich „staatlich anerkannter Ernährungsberater“ nennen. Gegen 5.40 Uhr macht sich Simon auf den Weg ins Fitness-Studio. Von 6 bis 7.15 Uhr stählt der junge Mann seinen Körper. Seit rund einem Jahr geht es vor der Arbeit zum Sport: „Am Abend ist mittlerweile die Hölle los, außerdem fühle ich mich morgens fitter.“

Frisch geduscht fährt Simon dann zur ENRW. Bevor um 8 Uhr der berufliche Alltag beginnt, wird noch gefrühstückt. Auf dem Parkplatz im Auto gibt es ein veganes Müsli. Bei Haferflocken, Früchten, Leinsamen und Pflanzenmilch ist er nochmals ganz bei sich. Auch das Mittagessen hat der Auszubildende schon im Gepäck: „Oft gibt es Curry, Süßkartoffeln und rote Linsen oder vegane Pizza mit einem Vollkornteig, Tomatensauce, Zwiebeln, Mais, Räuchertofu, Chili, Spinat und als Käseersatz ein Gemisch aus verdünntem Mandelmus. Sehr lecker!“

Als Veganer ist er es gewöhnt, sich sein Essen vorzukochen und mitzunehmen: „Hier im ländlichen Raum bieten nur wenige Gastronomiebetriebe mit klassischer deutscher Küche vegane Gerichte an. Wenn ich beispielsweise regelmäßig mit meinen Großeltern essen gehe, rufe ich vorher kurz im Restaurant an, um zu fragen, ob es ok ist, wenn ich etwas zum Essen mitbringe.“ Immer nur Pommes schmecken ihm auf Dauer nicht.

Was allerdings den Bezug veganer Lebensmitteln anbelangt, hat sich das Angebot in den vergangenen Jahren deutlich erweitert: „Vor zehn Jahren gab es beispielsweise Pflanzenmilch nur im Bioladen. Heute bekommt man sie in jedem Supermarkt.“ Für Simon ist eine durchdachte pflanzliche Ernährung in allen Lebenslagen realisierbar: „Es existiert kein Nährstoff, den es nur in tierischen Produkten gibt. Omega 3-Fettsäuren beispielsweise nimmt der Fisch erst durch den Verzehr von Algen auf. Calcium kommt durch das Grünfutter in die Kuhmilch.“

Die Fachgesellschaft „Academy of Nutrition and Dietetics“ bestätigt, dass eine gut geplante rein pflanzliche Ernährung in jeder Lebenslage und jedem Lebensalter möglich ist. Bei Bewohnern sogenannter „Blue Zones“, die sich aufgrund ihrer Armut überwiegend pflanzlich ernährten, ist der Anteil an Krankheiten wie Krebs, Bluthochdruck oder Herzinfarkten verschwindend gering.

Simon fehlen weder Fleisch noch Wurst: „Ich träume nie von einem saftigen Steak. Meine Favoriten sind Getreide, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse, Nüsse und Samen.“ Wer mehr zum Thema wissen möchte: Der 23-Jährige postet auf seinem Instagram-Account plant_based_vegan_nutrition sowie seiner Website www.simonschrödl.com Rezepte und Wissenswertes zur veganen Ernährung. Ein großes Ziel von Simon: „Klischees zu entlarven und Vorurteile abzubauen!“

ENRW VON INNEN

Simon Schrödl absolviert bei der ENRW eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Seine Lehrerin hatte ihm das regionale Unternehmen ausdrücklich empfohlen. Mehrere ihrer Schülerinnen und Schüler waren in der Vergangenheit sehr zufrieden mit der Ausbildung. Simon Schrödl lernt die betrieblichen Besonderheiten eines modernen Energieversorgers mit den Sparten Strom, Erdgas, Wärme, Trinkwasser, Abwasser und Bäder detailliert kennen.