07.01.2020

05:45 Uhr

Kirsten ist 59 und steht unter der Woche um 4.15 Uhr auf. Ihre innere Uhr sorgt dafür, dass sie eigentlich keinen Wecker mehr braucht: „Bin immer vor ihm wach.“ Kurz ins Bad, dann geht es mit Hund Aiko raus in den frühen Morgen. Bei jedem Wetter. Der Tag ist noch jung, wenn Kirsten und Aiko ihre Runde drehen. In der dunklen Jahreszeit ist bis auf den Zeitungsausträger so gut wie niemand unterwegs. Ganz selten brennt schon Licht hinter einem Fenster. Die Kleinstadt schläft noch.

Die Hamburgerin lebt seit 1989 in Rottweil. Ihr 2015 verstorbener Mann Manfred war der Grund für den Umzug in den Süden. Manfred, Kirsten und Aiko gingen früher oft jagen, zeitweise im gepachteten Revier. Heute ist der Bayrische Gebirgsschweißhund ein älterer Herr, der viel Schlaf benötigt. „Manchmal wacht er nicht mal auf, wenn ich nachmittags von der Arbeit komme“, sagt Kirsten. Dann muss sie ihn vorsichtig wecken, sonst erschrickt er.

Jeden Morgen sind die beiden rund eine Stunde unterwegs. Gegen 5.45 Uhr treffen sie wieder zuhause ein. Für Aiko gibt es Futter, für Kirsten die erste Tasse Kaffee. „Ich bin seit Kindesbeinen an ein Morgenmensch“, sagt sie, „aber gleichzeitig auch ein kleiner Morgenmuffel.“ Zum Durchschnaufen gönnt sich die 59-Jährige noch ein halbes Stündchen vor dem Fernseher. Bei „Hawaii Five-O“, „Criminal Minds“, „Rosenheim Cops“ oder „SOKO Kitzbühel“ – jeweils am Vorabend aufgenommen – rückt der Arbeitsbeginn um 7 Uhr zumindest ein wenig näher.

Bereits eine halbe Stunde vorher sitzt die gelernte Bürokauffrau an ihrem Schreibtisch bei der ENRW. Sie kocht Kaffee und zwar nicht nur für sich. Fast täglich treffen sich vier bis fünf Kollegen bei Kirsten, um sich vor Dienstantritt nochmals kurz zu stärken.

Am Wochenende ändert sich nicht viel an diesem Prozedere. Gestartet wird gerade mal ein Stündchen später, gegen 5.45 Uhr. Einziger Unterschied zur Arbeitswoche: Vereinzelt kommen den beiden Nachtschwärmer aus der Stadt entgegen.

ENRW VON INNEN

Kirsten Polleichtner kümmert sich bei der ENRW um den firmeneigenen Fuhrpark inklusive Wartung und Instandhaltung. Die 59-Jährige organisiert außerdem Fortbildungen, plant Neubeschaffungen und unterstützt als Sachbearbeiterin die technischen Abteilungen. Zudem bearbeitet sie Anträge von Firmen oder Bauherren, die für ihre Baustellen Strom benötigen und organisiert die Isolierung von Stromfreileitungen auf Hausdächern, wenn beispielsweise Handwerker aufs Dach müssen.