18.07.2023

"Ich mache es für mich und nicht für die Leute!"

Dominik Kramer, Fitness-Ökonom, Trainer und Wettkampf-Bodybuilder aus Rottweil

Wir schreiben das Jahr 2016. In der Stadthalle in Offenbach finden die Deutschen Junioren- und Masters-Meisterschaften im Bodybuilding statt. Auf der Bühne vor den Wertungsrichtern steht Dominik Kramer aus Schramberg. Für den 22-Jährigen ist es ein ganz besonderer Moment. Wie im Zeitraffer rauscht seine Kindheit nochmals an ihm vorbei. Oft belächelt von den anderen Kindern wegen seines Übergewichts. Der Beginn mit Krafttraining als 15-Jähriger, heimlich, ohne dass es die Eltern wissen. Das Dranbleiben, während viele Freunde aufgeben. Die Erfolge am Körper, der sich komplett verändert. Nach wie vor die Überwindung, den Körper zu zeigen. Und die Faszination über die Veränderungen an der eigenen Physiognomie, die letztlich in den Berufswunsch Fitness-Coach mündet.

Wir schreiben das Jahr 2023. Der nächste Wettkampf im Bodybuilding steht kurz bevor. Dominik entschuldigt sich vorab für mögliche Unkonzentriertheiten während des Gesprächs. Aber die Wettkampf-Diät fordert ihren Tribut: „Ich muss mein Essen abwiegen und halte mich an einen Ernährungsplan, der genau die aufgenommenen Kalorien beziffert.“ Täglich trainiert der 29-Jährige rund zwei bis drei Stunden. Davon eineinhalb Stunden Ausdauertraining auf dem Hometrainer („Damit ich mehr essen darf“), der Rest Krafttraining mit Pausen in der Woche, da die Muskeln viel Erholung benötigen. Das Problem sind die restlichen 21 Stunden: „Das Maßhalten und Einschränken ist ein Fulltime-Job.“ Das Wort „Verzicht“ kommt ihm dabei nicht über die Lippen: „Ich mache es ja gerne, aber drei Monate Wettkampf-Diät sind hart.“ Keine Genussmittel, keine Pizza und ein steter Wechsel von Essen, Training und viel Schlaf. Je näher der Tag des Wettkampfs rückt, desto weniger Kalorien sieht der Ernährungsplan vor. Ziel: möglichst viel Körperfett loszuwerden. Es zählen die Muskeln. Und für deren Umfang macht Dominik (fast) alles.

Beim Bodybuilding gibt es mittlerweile zahlreiche Verbände und Klassen. Der Sport wird immer beliebter. Dominik beteiligt sich ausschließlich an Wettkämpfen der deutschen Organisation des National Physique Committees (NPC). Hier gibt es neben Medaillen sogenannte „Profi-Karten“ zu gewinnen, die für die Teilnahme bei „Mr. Olympia“ berechtigen. Es handelt sich um einen internationalen Bodybuilding-Wettkampf, der jährlich von der „International Federation of Bodybuilding & Fitness“ veranstaltet wird. Der Sieg gilt als die höchste Auszeichnung im professionellen Bodybuilding. Auch ein Arnold Schwarzenegger oder ein Ronnie Coleman haben sich hier die Krone des Bodybuildings geholt. Dominik nennt sie zwar als Vorbilder, weiß aber selbst, dass er nie in diese Dimensionen vordringen wird: „Bei Schwarzenegger oder Coleman reden wir zu Hochphasen von 120 bis 130 Kilo Muskelmasse. Es sind enorme Geldsummen nötig, um einen Körper mit so viel Muskelmasse zu halten.“ Bei fehlendem Training und falscher Ernährung verabschieden sich die Muskeln nämlich schnell wieder: „Sie kosten Energie und der Körper denkt effizient.“

Um sich ausreichend für die Wettkämpfe vorzubereiten, arbeitet Dominik derzeit nur in Teilzeit als Fitness-Trainer im „Fitness Rottweil“ auf der Saline. Er ist froh und dankbar, dass ihn sein Arbeitgeber während der Wettkampfvorbereitung unterstützt. Nebenberuflich coacht er noch Einzelkunden und erstellt für diese Ernährungs- und Trainingspläne. Was reizt ihn an seiner Sportart, der er so viel unterordnet? „Bodybuilding ist brutal ehrlich, Geld und Beziehungen nutzen zunächst einmal gar nichts. Die Leistung über 24 Stunden, über viele Monate und Jahre hinweg zählt.“ Er lerne vor jedem Wettkampf neue Dinge dazu: „Es ist ein Prozess, ein Wachsen mit diesem Sport.“

Die üblichen Vorurteile („Bodybuilder haben doch nix in der Birne“) kennt er alle und entkräftigt sie locker: „Es steckt sehr viel Wissen über den Körper dahinter.“ Dazu zählt auch der Faktor „Ernährung“. Dominik weiß mittlerweile genau, welche Nahrungsergänzungsmittel Sinn machen und welche nicht. Daneben nutzt der 29-Jährige noch eine Reihe an „Gesundheitsprodukten“: „Die unterstützen beispielsweise die Nierenfunktion oder sorgen für gute Cholesterin-Werte.“

Dominik ist kein Poser: „Ich mache es für mich und nicht für die Leute, die mich anschauen.“ Da seine Freunde nahezu alle auch aus der Szene stammen, zeigen sie viel Verständnis. Auch seine Lebenspartnerin akzeptiert die entbehrungsreiche Zeit vor den Wettkämpfen: „Da bin ich ihr mächtig dankbar“. Anders sieht es bei Menschen aus, die nicht mit der Materie vertraut sind: „Da muss ich mich schon oft rechtfertigen und abgrenzen. Bier zu trinken beispielsweise ist heutzutage ja eine schiere Selbstverständlichkeit.“

Als studierter Fitness-Ökonom staunt der Bodybuilder regelmäßig über das Halbwissen in der Gesellschaft, speziell, was die Ernährung anbelangt: „‘Kohlenhydrate machen dick‘ heißt es immer, aber der Körper und vor allem das Gehirn brauchen Kohlenhydrate. Fette sind wichtig für die Knochen und Eiweiß für den Muskelaufbau. Wie bei allem gilt: die Dosis macht das Gift.“ Wer beim Lesen dieser Zeilen Lust bekommt, seinen Körper zu ertüchtigen, dem empfiehlt Dominik zum Einstieg sowohl regelmäßiges Bankdrücken wie auch Kniebeugen. Für den Gewinn einer Profi-Karte wird dies wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht reichen, aber für die Stärkung der Brust- und Schultermuskeln allemal.

„Schönheit und Gesundheit schließen sich nicht aus!“

Nachgefragt bei Michael Maute, Diplom-Fitness-Ökonom, Trainer und Betreiber von „Fitness Rottweil“ und „bestform Albstadt“

„Grob geschätzt etwas mehr als die Hälfte unserer Mitglieder in Rottweil möchte in erster Linie einen schöneren Körper bekommen. Den anderen geht es vor allem um Erhalt und Förderung der Gesundheit. Aber beides schließt sich ja keinesfalls aus“, meint Michael Maute, Diplom-Fitnessökonom, Trainer und Betreiber der Studios „Fitness Rottweil“ und „bestform Albstadt“.

Jede und jeder könne unabhängig von Alter und körperlicher Konstitution durch regelmäßiges Training dem Körper etwas Gutes tun: „Wir halten Geräte und Trainingspläne für alle Zielgruppen vor. Sogar Krebspatienten kommen auf ärztlichen Rat hin zu uns.“

Eine ausführliche Analyse des Ist-Zustands bildet die Grundlage für alle Aktivitäten im Studio. Verschiedene Parameter wie etwa Körperfett, Viszeralfett, Körperwasser oder Muskelmasse fließen in die Anamnese: „Wir holen alle Mitglieder da ab, wo sie in punkto ‚Gesundheitszustand‘ und ‚körperlicher Fitness‘ stehen.“

Im „Fitness Rottweil“ stehen hochmoderne, elektronische Kraftgeräte zur Verfügung, die ein sehr effektives und sicheres Training ermöglichen. Alle Einstellungen, wie beispielsweise Sitzeinstellung oder Bewegungsumfang, werden auf dem jeweiligen Mitglieder-Armband gespeichert.

Maute ist erleichtert, dass sich die Fitness-Branche nach der schwierigen Corona-Zeit langsam wieder erholt („Wir haben in Rottweil mehr als zwei Millionen Euro investiert, im September 2019 eröffnet und 2020 kam Corona“). Viele Mitglieder haben dem Studio die Treue gehalten. Seit Corona achten die Menschen mehr auf ihre Gesundheit. Damit steigt auch das allgemeine Interesse an körperlicher Fitness.