12.04.2022

Energiezufuhr

durch die Sonne

Unendlich viel umweltfreundliche Energie liefert die Sonne. Treffen Sonnenstrahlen auf Solarmodule aus Silizium, bewegen sich im Modul klitzekleine Elektronen durch Drähte – und schon entsteht Strom. Diesen Effekt nennt man „Photovoltaik“ (PV) – eine Verbindung des griechischen Worts für Licht „Phos“ und dem Namen des Physikers Alessandro Volta, der die Batterie erfand und als einer der Begründer der Elektrizitätslehre gilt. Die Sache hört sich einfach an. Ist sie auch. Allerdings nur in bestimmten Dimensionen. Vor allem große Solarparks, die derzeit vielerorts auf sogenannten „Vorrangsflächen“ oft nahe von Autobahnen entstehen, stellen die Betreiber der örtlichen Stromnetze vor große Herausforderungen.

Rückblick: früher waren Stromleitungen dafür da, von einem zentralen Kraftwerk aus Gewerbe, Industrie, öffentliche Einrichtungen und Privathaushalte mit Strom zu versorgen. Seit ungefähr 20 Jahren haben Stromleitungen noch eine weitere Aufgabe: regenerativ und dezentral erzeugten Strom ins Stromnetz aufzunehmen. Tendenz rasant steigend. Fast schon obligatorisch werden beispielsweise Dächer von Verwaltungsgebäuden und Produktionshallen mit PV-Modulen bestückt. Der erzeugte Strom wird von den Firmen überwiegend selbst verbraucht.

 

Stromeinspeisung als Herausforderung

Doch gibt es Tage, wie beispielsweise am Wochenende, an Feiertagen und während der Betriebsferien, an denen die Produktion ruht. Dann fließt der erzeugte Strom ins öffentliche Stromnetz der Energieversorgung Rottweil (ENRW): „Als Stromnetzbetreiber müssen wir heutzutage in der Lage sein, solche großen Strommengen aufzunehmen. Aus diesem Grund verstärken wir permanent unser Netz und verlegen so viele Kabel wie möglich unterirdisch. Dort lässt sich mehr Kapazität erzielen und die Störungsanfälligkeit reduzieren“, berichtet Christof Bilger, Abteilungsleiter Daten- und Netzservice bei der ENRW. Wenn die erzeugten Mengen den Bedarf im Verteilnetz der ENRW übersteigen, wird der restliche Strom ins Übertragungsnetz des vorgelagerten Netzbetreibers, der Netze BW, zurückgespeist und dort zu den Verbrauchszentren transportiert. „Obwohl unsere Stromnetze ursprünglich nicht für Stromaufnahme ausgelegt waren, ist es durch eine kluge Netzplanung gelungen, bislang alle PV-Anlagen ans Netz zu nehmen. Doch mit den zahlreichen großen Solar-Parks kommen jetzt Mengen dazu, die wir ohne größere Maßnahmen nicht mehr aufnehmen können“, erklärt Holger Hüneke, technischer Leiter der ENRW. Diese Entwicklung lässt sich am 2012 gebauten Umspannwerk in Zimmern nachvollziehen. Ein Umspannwerk reduziert normalerweise die Spannung der überregionalen Transportebene für die regionalen Transportnetze der ENRW: „Ursprünglich war die Anlage in erster Linie für die Stromverteilung vorgesehen. Mittlerweile ist ihre Hauptaufgabe, den ins Netz eingespeisten Strom weiter auf die höheren Spannungsebenen zu transportieren.“ 

 

Ausbau der Umspannwerke dringend erforderlich

Bereits genehmigte Solarparks in der Region werden bald zehn Megawatt und mehr an elektrischer Leistung liefern: „Sie erzeugen dann zeitweise mehr Strom als etwa unsere größten Industriekunden verbrauchen.“ Damit sind die Kapazitäten des Umspannwerks Zimmern voll ausgelastet und das zweite Umspannwerk der ENRW auf der Saline wird vorerst diese zusätzlichen Mengen aufnehmen.

Darüber hinaus kündigen sich im Verteilnetz der ENRW weitere Solarparks mit einer Gesamtleistung von rund 40 Megawatt elektrischer Leistung an. Um die nachgefragte Einspeiseleistung transportieren zu können, sind Ausbauten der Umspannwerke und weitere Kabelnetze zwingend notwendig. Dies kostet Zeit und Geld: „Nicht zuletzt angesichts der derzeitigen Ressourcenknappheit benötigen wir hier einen langen Atem. Als regionaler Stromnetzbetreiber nehmen wir aber natürlich diese Herausforderung im Zuge der Energiewende gerne an.“

Das Umspannwerk Zimmern der ENRW Energieversorgung Rottweil.