Per Schwarzwald-Floß von Schiltach nach Köln
Wasser ist das Element von Heide Pfaff. Beruflich und privat. Die ausgebildete Physiotherapeutin leitet im Rottweiler Sole- und Freizeitbad aquasol den Therapie-Bereich. Eine ganze Reihe der Anwendungen findet im solehaltigen Wasser statt. In ihrer Freizeit geht sie mit ihrem Mann Friedrich gerne Segeln. Ob Boden- oder Ostsee – die beiden fühlen sich auf jedem Gewässer zuhause. Da die Eheleute auch jeweils über den Sportbootführerschein verfügen und in Schiltach in der Trachtenkapelle und dem Trachtenverein aktiv sind, wurden sie Ende April 2022 Mitglieder einer ganz besonderen Crew: Mit einem traditionellen Schwarzwaldfloß ging es knapp 400 Kilometer über den Rhein nach Leverkusen-Hitdorf, von Köln aus wenige Kilometer rheinaufwärts.
Initiator des Vorhabens war der Schiltacher Thomas Kipp. Er ist Gründungsmitglied der Schiltacher Flößer und aktiv in der deutschen Flößervereinigung. Dem 63-Jährigen liegt viel daran, die Erinnerung an die einst so bedeutungsvolle Schwarzwälder Flößerei wachzuhalten. Die Idee, seine Schwester Edeltraud, die in Köln lebt, mit einem traditionellen Schwarzwald-Floß zu besuchen, verwirklichte er zusammen mit Vereinskollegen und eben Heide und Friedrich Pfaff. Die für den Rhein als eine der meistbefahrenen Wasserstraßen Europas zuständigen Behörden musste Kipp mit Hartnäckigkeit, einer Probefahrt und den Nachweisen des Sportbootführerscheins für mehrere Steuerleute überzeugen. Jede der sieben Tages-Etappen musste im Vorfeld genehmigt werden. Kurz und gut: Die Vorbereitungen waren äußerst aufwendig und zeitintensiv.
Kipp und Kollegen schlugen 15 Fichten im Schiltacher Stadtwald. Danach wurden diese geschält, getrocknet und dann nach historischem Vorbild zu einem Floß verbunden. 15 Meter Länge und fünf Meter Breite maß das Gefährt und verfügte über drei Ruder vorne, ein Ruder hinten, ein Gewicht von rund acht Tonnen und eine kleine Floßhütte mit Campingtoilette. Zwei Schiffsmotoren waren den Auflagen der Behörden geschuldet. Ein Langholztransporter brachte die Stämme an den Rhein bei Steinmauern (Landkreis Raststatt). Früher mussten die Flößer die Stämme über das Flüsschen Kinzig zum Rhein bugsieren. An einem historischen „Einbindeplatz“ für Flöße glitt auch das „moderne“ Floß im Jahr 2022 ins Wasser. Unter großem Medieninteresse, das auch während der einwöchigen Reise nie abflauen sollte, steuerte die sechsköpfige Besatzung in Richtung Köln. „In den Hochphasen der Flößerei erreichten die Flöße auf dem Rhein nicht selten eine Länge von 300 Meter und eine Breite von 60 Meter“, erklärt Heide Pfaff. Neben den Baumstämmen gelangten Waren und Fahrgäste zu ihrem Bestimmungsort: „300 bis 500 Mann Besatzung waren durchaus üblich. Die mussten dann zu Fuß wieder zurück in den Schwarzwald.“
Das Kipp’sche Floß ließ es etwas ruhiger angehen. Die sieben Tagesetappen sahen zwischen 30 und 50 Kilometer vor. Mittagspause wurde an Land gemacht und nachts blieb das Floß bewacht von einem Besatzungsmitglied in einem Hafen. Langweilig gestalteten sich die Zeiten an Bord ganz und gar nicht: „Ohne Kiel muss man ständig gegensteuern, zumal der Verkehr auf dem Rhein durch sehr lange Frachtschiffe und Flusskreuzfahrer äußerst rege ist.“ Natürlich erregte das Schwarzwald-Floß überall großes Aufsehen. Die Gemeinde Kamp-Bornhofen (Verbandsgemeinde Loreley) fühlt sich bis heute der Flößerei stark verbunden und bereitete dem Floß aus Schiltach einen rauschenden Empfang im örtlichen Flößermuseum. Sogar ein Zeitzeuge war anwesend, der sich noch gut an die großen Flöße aus dem Schwarzwald erinnern konnte.
Auch in Königswinter wird im Siebengebirgsmuseum mit einem Modell-Floß an die Flößerei erinnert. Mit läutenden Kirchenglocken und der Freiwilligen Feuerwehr begrüßten die Bewohner in Leverkusen-Hiltdorf, dem Zielhafen der Reise, Kipp und Co. Ein großes Sägewerk im Ort verarbeitete jahrhundertelang Holz aus dem Schwarzwald. Unzählige winkende Hände passierte das Floß auf seiner Reise über den Rhein. Immerhin 34 Jahre waren vergangen seit sich 1988 ein Schaufloß auf der Wasserstraße bewegte. Ende dieses Jahres wird entschieden, ob die Flößerei den Titel „Weltkulturerbe“ tragen darf. Seit 2014 bereits zählt sie in Deutschland zum Immateriellen Kulturerbe. Da kam die Aktion von Thomas Kipp gerade recht, um das einstige Handwerk ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
Für Heide Pfaff bedeutete die Fahrt ein unvergessliches Erlebnis: „Das langsame Dahingleiten auf diesem großen Fluss, die sich langsam verändernden Landschaften und Dialekte haben mich sehr beeindruckt.“ Ein Höhepunkt bildete natürlich die Passage entlang der vielen Burgen auf Höhe von Bingen, der Loreley und dem Mäuseturm: „Die Burgen sehen so intakt aus, dass man meinen könnte, sie seien noch bewohnt.“ Gerne würde die 53-Jährige das kleine Abenteuer irgendwann wiederholen: „Bei einer Neuauflage wären mein Mann und ich sicherlich gerne wieder dabei.“ Wenn es um Wasser geht, lässt sich Heide Pfaff nicht lange bitten…
ENRW von innen
Heide Pfaff leitet das sechsköpfige Team „Therapie“ im Sole- und Freizeitbad aquasol in Rottweil. Im Bereich „aquawellness“ können verschiedene Massagen gebucht werden, im Bereich „aquatherapie“ sind Krankengymnastik- und Massagetherapien angesiedelt. Das Team bietet seine Leistungen sowohl für Kassenpatienten als auch Selbstzahler an. Termine für Massagen oder gezielte Behandlungen mit therapeutischer Wirkung sind nach Absprache möglich: 0741 472-740 oder therapie@aquasol-rottweil.de