14.07.2021

20. Jahrhundert

Nachdem Wissenschaftler Ende des 19. Jahrhunderts erkannt hatten, dass für viele Krankheiten Mikroorganismen im durch Fäkalien verschmutzten Trinkwasser verantwortlich waren, entstanden nach und nach in vielen Städten und Dörfern Kläranlagen. In Rottweil war dies 1917 der Fall. Das Wasser des Neckars war durch die unkontrollierte Einleitung von Abwasser mittlerweile so stark verunreinigt, dass die Pulverfabrik als größte Industrieanlage der Stadt nicht mehr damit arbeiten konnte. Aus diesem Grund und auch um den Bürgern endlich eine hygienische Ableitung ihrer Abwässer zu ermöglichen, wurde eine Kläranlage in der Au erstellt, die zunächst für 8.000 Einwohner ausgelegt war.

Die erste Rottweiler Kläranlage verfügte über einen sogenannten zweistöckigen „Emscherbrunnen“, in dem die Sinkstoffe des Abwassers aus dem oben liegenden Absetzbecken in den darunter liegenden Faulraum wandern, wo das Ausfaulen des abgesetzten Schlammes stattfindet. Für damalige Verhältnisse hatte die Anlage zwar einen überdurchschnittlichen Reinigungseffekt, die sogenannte „mechanische“ Reinigung des Abwassers bedeutete jedoch nichts Anderes, als dass lediglich alle groben Bestandteile ausgesondert wurden. Dies störte die Rottweiler nicht sonderlich, im Gegenteil: unterhalb des Kläranlagenablaufs im Neckar befand sich ein beliebter Schwimmplatz, wo die Bürger über Jahrzehnte hinweg im lediglich mechanisch gereinigten Abwasser badeten.

Die Entwicklung der Bevölkerungszahl – 1961 lebten in Rottweil bereits knapp 18.000 Menschen – und der Industrie machten den Bau einer neuen, leistungsstärkeren Kläranlage unumgänglich. Drei Jahre später – 1964 – ging die neue Kläranlage in Betrieb, welche nun auch über eine biologische Reinigungsstufe verfügte. Der Kostenaufwand betrug rund 2,3 Millionen DM.

Im Rahmen der biologischen Reinigungsstufe findet der Abbau organischer Schmutzstoffe statt. Das vorgeklärte Abwasser wird hier mit belebtem Schlamm vermischt, in dem sich Unmengen von Mikroorganismen wie beispielsweise Bakterien und tierische Einzeller befinden. Diese „fressen“ viele der Schmutzteilchen im Wasser auf. Durch die Einrichtung verschiedener Zonen entstehen unterschiedliche Bakterienstämme, die jeweils für ganz spezielle Reinigungsschritte des Abwassers eingesetzt werden.

Bereits Anfang der 1970er Jahre wurde klar, dass auch diese Kläranlage die anfallenden Abwassermengen nicht mehr verarbeiten konnte. Lediglich 40 Prozent des Abwassers passierte die biologische Reinigung. Umfangreiche Erweiterungen wurden geplant, ab 1975 realisiert und 1978 abgeschlossen. Gesetzliche Vorgaben und neue chemische Reinigungsmethoden sorgten dafür, dass seit Anfang der 1990er Jahre bis heute wiederum zahlreiche Umbauten, Erneuerungen und Erweiterungen vorgenommen wurden. Seit 1998 betreibt der ENRW Eigenbetrieb Stadtentwässerung, ein kommunales Tochterunternehmen der Stadt Rottweil, die Kläranlage.

Toiletten-Vielfalt

 

Flachspüler

Beim Flachspüler befindet sich unter dem Gesäß eine Art Stufe, sodass die Ausscheidungen gut sichtbar liegen bleiben. Vorteil: man kann bei Bedarf problemlos eine Stuhlprobe entnehmen. Nachteil: es stinkt. Die Spülung schiebt die Fäkalien nach vorne in den Ablauf zum Siphon. Aufgrund der Geruchsentwicklung werden heutzutage kaum noch Flachspüler verbaut.

Tiefspüler

Beim Tiefspüler entschwinden die Hinterlassenschaften umgehend in rund eineinhalb Liter Wasser. Vorteil: nur geringe Geruchsentwicklung. Nachteil: Wasser kann bis ans Gesäß spritzen. Diese Form der Toilette ist in Europa weit verbreitet.

Absaugeklosett

Das Absaugeklosett ist vor allem in Nordamerika stark vertreten. Bei diesem Toilettentyp wird im stark verengten Siphon ein Vakuum erzeugt, das die Schüssel ruckartig leersaugt. In Europa findet sich diese Toilettenart in modernen Zügen oder in Flugzeugen. Mit rund 15 Liter Wasser pro Spülvorgang wird allerdings vier Mal so viel Wasser verbraucht wie bei Flach - oder Tiefspülern.

Hock- oder Stehtoilette

In Asien, Südeuropa und in den islamischen Ländern ist die Hock-oder Stehtoilette populär. Bei dieser wird das Geschäft nicht im Sitzen, sondern in der Hocke verrichtet. Die Ableitung erfolgt je nach Bauart über ein einfaches Loch oder eine Rinne im Boden oder über aufwändigere beckenähnliche Konstruktionen. Da kein direkter Kontakt zwischen Körper und Toilette entsteht, gilt die Hocktoilette als besonders hygienisch. Weiterer Vorteil: in der Hocke wird der Enddarm anders als beim Sitzen nicht abgeknickt. Nachteil: für die Benutzung bedarf es einer gewissen Gelenkigkeit und Übung.

Komposttoilette bzw. Trockentrenntoilette (TTC) (auch Trockenklo)

Eine Trockenklo funktioniert ohne Wasser und Chemie. Feste und flüssige Ausscheidungen landen in separaten Behältern. Zusammen mit Stroh oder Rindenmulch werden Fäkalien der natürlichen Kompostierung zugeführt. Urin lässt sich – sparsam eingesetzt – zur Düngung von Pflanzen verwenden.

Dixi-Klo

Das von Baustellen, Festivals und anderen Open-Air-Veranstaltungen bekannte Dixi-Klo wurde 1973 vom in Deutschland stationierten US-Soldaten Fred Edwards erfunden. Um bei Manövern ungestört sein Geschäft verrichten zu können, bastelte er in seiner Garage ein mobiles WC. Die Erfindung stieß auf eine riesige Nachfrage, so dass Edwards das Militär verließ und in Deutschland das Unternehmen Dixi gründete.

Stehende oder hängende WCs

Früher: Toiletten standen frei im Raum, das Abflussrohr blieb sichtbar.
Heute: Toiletten sind direkt an der Wand angebracht und hängen frei. Somit bleiben die Leitungen unsichtbar und der Boden lässt sich komplett reinigen.