Handwerk, Holz,
Herausforderungen
Hubert Nowack reizt es, Lösungen zu finden. Und dafür hat er sich den perfekten Beruf ausgesucht, denn als Zimmermann und Restaurator ist kein Projekt wie das andere. Dabei wäre er beinahe anders abgebogen: Ursprünglich hatte er sich auf eine Ausbildungsstelle zum Förster bewerben wollen. Als es hier aber keine freie Stelle mehr gab – ein in den 80er Jahren sehr beliebtes Arbeitsfeld – entschied er sich kurzerhand um und begann seine Zimmermannslehre. „So ganz ohne Holz ging es für mich also doch nicht“, erzählt er.
Wie für viele seiner Kolleginnen und Kollegen ging es nach erfolgreich beendeter Lehre auch für den gebürtigen Lauffener erst einmal für drei Jahre auf Wanderschaft. Die Tradition der Walz geht bis ins Mittelalter zurück. Und auch noch heute gelten noch ganz bestimmte Regeln. Wer wandert:
- muss seine Gesellenprüfung bestanden haben
- darf nicht verheiratet sein
- darf keine Kinder haben
- darf sich seinem Heimatort in dieser Zeit nicht auf mehr als 50 Kilometer nähern
- muss schuldenfrei sein
- trägt traditionell mindestens einen Ohrring (Hintergrund: Starb ein Zimmermann auf Wanderschaft, war mit dem Ohrring aus Gold sichergestellt, dass ein Begräbnis bezahlt werden konnte.)
Während der Walz sollen das Handwerk vertieft und neue Techniken erlernt, Erfahrungen gesammelt und die Welt erkundet werden. „Die Zimmerleute arbeiten unterwegs in Betrieben mit und schließen nicht selten Freundschaften, die ein Leben lang aufrechterhalten werden“, erzählt Hubert Nowack. Auch er denkt gerne an seine Zeit unterwegs zurück, die ihn bis nach Hamburg geführt hat, wo er bei der Restaurierung eines 100 Jahre alten Segelschiffes mitgearbeitet hat. Oder nach Ungarn, wo er zusammen mit anderen Wandergesellen ein Dorfgemeinschaftshaus rein aus Holz nach Plänen des späteren Staatsarchitekten Imre Makovecz gebaut hat.
Im Anschluss an die Walz besuchte er die Meisterschule in Karlsruhe – und gründete 1991 die Zimmerei Nowack in Rottweil mit heute zwölf Mitarbeitenden. Auf die Frage, was ihm sowohl bei seinen Angestellten als auch bei Auszubildenden am Wichtigsten ist, hat er eine klare Antwort: Enthusiasmus. „Wer kein echtes Interesse an dem Beruf hat, der wird den Job auch nicht gut machen“, so der Zimmermannsmeister. Stolz ist er auch auf seine Tochter, die in seine Fußstapfen tritt und sich im November vergangenen Jahres selbst auf Wanderschaft begeben hat.
Auf seine Zusatzqualifikation zum Restaurator wurde er 1992 während Arbeiten an der Klosterscheuer in Bad Herrenalb gebracht. „Ich habe von Beginn an gerne und viel an Denkmälern gearbeitet“, erklärt Hubert Nowack. „Das hat mir immer schon viel Spaß gemacht – vor allem, weil man ein Augenmerk fürs Detail braucht und stets eine individuelle Lösung dafür finden muss, wie man möglichst viel der ursprünglichen Substanz erhält. Ein Dozent aus Biberach war es dann, der mich darauf ansprach, dass Restauratoren immer händeringend gesucht werden. Also habe ich mich informiert und schlussendlich weitergebildet“, berichtet er. „Wenn ich jetzt auf meine Laufbahn zurückblicke, würde ich wohl alles noch einmal genau so machen, bis auf das Thema Zusatzqualifikationen: Man kann sich nie genug weiterbilden. Heute würde ich wahrscheinlich noch mehr Fortbildungsangebote in Anspruch nehmen. Es gibt noch so viele spannende Themen rund um den Holzbau.“
Zu seinen bislang wohl anspruchsvollsten Aufträgen, für den ihm unter anderem der Sanierungspreis Holz 2018 verliehen wurde, zählt die Restauration eines alten Schwarzwaldhauses: Die Besitzer waren auf einer Messe mit einer besonderen Bitte auf ihn zugekommen: Ist es möglich, die komplette Deckenhöhe des Obergeschosses von 1,80 Meter auf 2,50 Meter zu erhöhen? Hubert Nowack und sein Team nahmen diese Herausforderung an. Gemeinsam überlegten sie sich eine Herangehensweise, mit der so wenig wie möglich in die ursprüngliche Bausubstanz eingegriffen werden musste. In einem Zeitraum von zwei Monaten haben sie so das rund 200 Jahre alte Gebäude einmal komplett angehoben.
Zum Schluss möchten wir noch wissen, welchen Stellenwert der berühmte Zimmermannshut für Hubert Nowack hat. Daher die Frage aller Fragen: Herr Nowack, wie halten Sie’s mit der Kluft? „Der Hut hat vor allen Dingen einen praktischen Nutzen“, erklärt er ganz nüchtern. „Das muss kein großer, schwarzer Filzhut mit breiter Krempe sein, wie man ihn oft auf Bildern sieht – es sind eigentlich alle Formen erlaubt, ob Melone, Zylinder oder Bowler. Im Sommer auch gerne ein Strohhut gegen die Sonne.“ Sich angemessen zu kleiden und seinen Beruf auch nach außen hin sichtbar zu zeigen, ist Hubert Nowack dennoch wichtig. „Schon seit meiner Ausbildung trage ich die traditionell schwarze Kluft gerne und mit Stolz. Neben dem Hut, den die meisten Zimmerleute tragen, gehört auch die Weste mit den acht Knöpfen dazu – symbolisch für den Acht-Stunden-Tag – sowie die Hose mit dem mal prominenteren mal weniger prominenten Schlag. Schlaghosen verhindern zum einen, dass Holzspäne in die Schuhe gelangen, zum anderen sind sie bei der Arbeit auf Schiffen praktisch, da sie bis übers Knie gekrempelt werden können, falls man einmal im Brackwasser stehen musste.“