06.10.2022

Krisenlexikon

Ihre häufigsten Fragen zur Energiekrise

Die Bundesregierung hat am 23. Juni die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen, da seit Mitte Juni Gaslieferungen aus Russland gekürzt wurden und das Preisniveau am Gasmarkt weiterhin sehr hoch ist. Täglich erreichen uns Anrufe und Nachrichten unserer Kunden mit Fragen zur aktuellen Energiekrise. Fragen und Antworten haben wir für Sie kurz zusammengefasst.

Die derzeitige Situation ist sehr dynamisch und ändert sich nahezu täglich. Die auf den beiden Doppelseiten aufgeführten Antworten stammen vom 4. Oktober 2022 (Redaktionsschluss dieser Ausgabe). Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Webseite: www.enrw.de/infos-versorgungssicherheit

Ist die Gasversorgung sicher?

Aktuell: ja. Haushalte sind in Deutschland besonders geschützt. Auch im Fall eines Engpasses werden Sie weiter versorgt, wenn die Industrie bereits Einsparungen vornehmen muss. Das erklärte Ziel aller Akteure ist es, die in Deutschland etwa 19 Millionen an das Gasnetz angeschlossenen Haushalte ohne jede Unterbrechung zu versorgen. Nur in besonders extremen Situationen, beispielsweise wenn ein Gaslieferstopp und ein sehr langer und kalter Winter zusammenwirken, kann auch die Versorgung der Haushalte schwierig werden.

Das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, die Bundesnetzagentur, der Transportnetzbetreiber und die Stadtwerke als Verteilnetzbetreiber arbeiten daran, dass diese Situation nicht eintritt.

Ist die Stromversorgung sicher?

Aktuell ist die Stromversorgung sicher. Um die Erzeugung von Strom aus Gas zu reduzieren, wurden Braun- und Steinkohlekraftwerke zusätzlich in Betrieb genommen. Weiterhin sollen einzelne Atomkraftwerke über den Winter als Notreserve bzw. im Streckbetrieb eingesetzt werden.

Warum steigt der Strompreis gerade so stark?

Die Strompreise werden aktuell durch die hohen Erdgaspreise zur Verstromung bestimmt. Durch das Merit-Order-Prinzip werden am Spotmarkt die Kraftwerke der Anbieter nach den variablen Kosten eingesetzt. Die hohen Stromerzeugungskosten aus Gaskraftwerken sind daher aktuell preisbestimmend. Die Bundesregierung prüft vor diesem Hintergrund eine Preisobergrenze für Erdgas und Strom einzuführen.

Wird der Strom teurer?

Spätestens zum Jahreswechsel wird auch der Strom teurer. Die seit September 2021 steigenden Großhandelspreise kommen nach und nach auch bei den Haushalten an. Zum 1. Juli wurden die Preise durch den Wegfall der EEG-Umlage gesenkt. Eine konkrete Aussage über die Anpassungshöhe zum Jahreswechsel ist derzeit noch nicht möglich.

Wie soll ich meinen Abschlag sinnvoll anpassen?

In der Regel wird der Abschlag von uns automatisch angehoben, wenn der ermittelte Rechnungsbetrag höher ausfällt als im Jahr zuvor. Dies kann mit Ihrem privaten Verbrauch zu tun haben – aber auch mit einer erheblichen Preisveränderung. Und genau das ist bei den aktuellen Preisanpassungen leider der Fall.

Damit Sie Ihren Abschlag um einen sinnvollen Betrag anpassen, nehmen Sie bitte Ihren letzten Jahresverbrauch als Grundlage.

Multiplizieren Sie diesen Jahresverbrauch mit der jeweiligen Preisanpassung, in unserem Beispiel mit 3 Cent/kWh und teilen Sie das Ergebnis durch 100. So erhalten Sie einen Richtwert für die Mehrkosten pro Jahr. Teilen Sie diesen Betrag durch 11 Abschläge und Sie erhalten den Wert der Abschlagsanpassung.

Beispielrechnung: (siehe rechts)

Mit einer Änderung Ihres monatlichen Abschlags möchten wir Sie vor zu großen Auswirkungen schützen. Jeder Monat, in dem Sie einen zu geringen Abschlag zahlen, erhöht die Gesamtsumme Ihrer Nachzahlung. Diese wird bei der Jahresrechnung fällig.

Wird die ENRW die Senkung der Mehrwertsteuer an Ihre Kunden weitergeben?

Wir begrüßen jede Maßnahme, die die Mehrbelastungen für unsere Kunden in der aktuellen Situation abmildert. Selbstverständlich geben wir diese an unsere Kunden weiter.

Warum bietet die ENRW Tarifkunden derzeit nur die Grundversorgung für Strom und Erdgas an?

Wir erleben momentan eine nie dagewesene Preisexplosion auf den Energiemärkten. Versorger werden von den explodierenden Einkaufspreisen in die Knie gezwungen und stellen die Kundenbelieferung ein oder verlangen exorbitante Preise.

Die ENRW als Grundversorger ist verpflichtet, alle in ihrem Versorgungsgebiet angeschlossenen Kunden zu beliefern. Die außerplanmäßigen Mengenzuwächse durch neue Kunden müssen im Energiegroßhandel zu sehr hohen Preisen zugekauft werden.

Da die Großhandelspreise derzeit sehr starken Schwankungen unterliegen, können momentan keine seriösen Preisgarantien kalkuliert werden. Sobald sich die Lage beruhigt und stabilisiert hat, planen wir neue Tarife zu entwickeln und für unsere Kunden anzubieten. Wir bitten diesbezüglich um Ihre Geduld und danken Ihnen für Ihr Verständnis.

Wie werden sich die Energiepreise (Strom und Erdgas) entwickeln?

Durch die Liefereinschränkungen von russischem Erdgas besteht ein Angebotsengpass, der sich direkt in den Erdgaspreisen und indirekt in den Strompreisen niederschlägt. Marktfremde Einflüsse durch den Krieg und politische Eingriffe lassen aktuell keine belastbaren Prognosen zu.

Wir empfehlen unseren Kunden daher, sich regelmäßig über die weiteren Entwicklungen zu informieren.

Profitiert die ENRW von den hohen Preisen für Strom und Erdgas?

Wir profitieren nicht von dieser Situation. Im Gegenteil: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen seit Herbst 2021 eine extrem anspruchsvolle Preisentwicklung mit den damit verbundenen Risiken beherrschen. Kein Stadtwerk hat ein Interesse daran, in diesen Zeiten die Gewinne aus dem Verkauf von Energie zu erhöhen. Natürlich werden die Umsätze im Energiegeschäft steigen, dieser Effekt ist aber vor allem den gestiegenen Preisen an den Energiemärkten geschuldet.

Was kann ich als Kunde oder Kundin tun?

Verbrauch reduzieren

Kurzfristig und schnell wirkt vor allem eines: Gas sparen, wo es nur möglich ist. Das gelingt bei den meisten leicht über kleine Anpassungen des eigenen Verhaltens. Sicher kann mancher mehr tun als andere. Aber, wenn 83 Millionen Menschen nur ein bisschen tun, kommt am Ende auch eine große Gesamtersparnis zustande!

Energiespartipps finden Sie im separaten Einleger-Heftchen in dieser Ausgabe.

Abschlag anpassen

Die Preise für Erdgas und Strom werden erstmal weiter steigen. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, jetzt schon die Abschläge für die Verbrauchsabrechnung zu erhöhen. Das ist jederzeit unkompliziert möglich. Dadurch vermeiden Sie, dass Sie bei der Jahresabrechnung eine hohe Nachzahlung leisten müssen.

Geld für Nachzahlungen zurücklegen

Da sich für die nähere Zukunft weitere Verteuerungen ankündigen, ist eine Vorbereitung darauf ebenfalls klug. Für alle Fälle sollten Sie bereits jetzt Geld zurücklegen. Das ist nicht immer leicht.

Richten Sie sich beispielsweise ein eigenes Energiekonto ein. Legen Sie hier regelmäßig Geldbeträge an. Wie wäre es etwa, die Erstattungssumme der Steuererklärung (oder einen Teil davon), sofern Sie diesen Betrag nicht unmittelbar benötigen, hier zurückzulegen? Das mag nicht sehr populär sein, aber in solch unsicheren Zeiten ist ein solches Polster hilfreich.

Was kann ich tun, wenn ich meine Erdgas- oder Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann?

Sollten Sie als Kunde unverschuldet nicht zahlungsfähig sein, bieten wir Ihnen zunächst Ratenzahlungen oder Fristverlängerungen an. Wir helfen gerne weiter und prüfen jeden Einzelfall mit viel Fingerspitzengefühl. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit Ihnen eine verträgliche Lösung zu finden. Denn wenn Rechnungen ignoriert werden, wird Ihre Wohnung womöglich nicht mehr mit Strom, Gas, Wasser oder Wärme versorgt. Bevor Sie Abrechnungen einfach ignorieren, nehmen Sie bitte Kontakt mit unseren Kundenberatern auf.

Weitere kostenlose Unterstützungsangebote bieten
• Jobcenter Landkreis Rottweil
• Kreissozialamt
• AWO im Kreis Rottweil
• Caritas Zentrum Rottweil

Wie beschaffen Stadwerke Strom und Erdgas?

Den mit Abstand größten Teil beschaffen wir langfristig am sogenannten Terminmarkt. Wir kooperieren dafür mit vielen weiteren Stadtwerken in einer gemeinsamen Beschaffungsplattform. Der Vorteil: Strom und Erdgas werden für die Tarifkunden mit ein bis zwei Jahren im Vorlauf monatsweise beschafft. Mit dieser Strategie reduzieren wir die Risiken kurzfristiger Preisveränderungen für die Endverbraucher stark.

Dies führt auch dazu, dass die ENRW die bereits sehr stark gestiegenen Großhandelspreise (noch) nicht vollständig an ihre Kunden weitergeben musste. Zusammen mit unseren Partnern tun wir alles, um den Verbrauch von Strom und Erdgas sehr genau zu prognostizieren – auch so reduzieren wir die Kosten für unsere Kunden.

Lohnt es sich, mit Radiatoren oder Heizlüfter zu heizen?

Zu Beginn der Heizperiode suchen viele Verbraucherinnen und Verbrauchern aufgrund der gestiegenen Gaspreise nach alternativen Heizmöglichkeiten. Besonders stark nachgefragt sind aktuell sind dabei elektrische Heizlüfter. Eine Alternative zur Gasheizung sind diese jedoch auch bei den hohen Gaspreisen nicht.

Heizlüfter und andere elektrische Direktheizungen sind im Verhältnis zu einer Gasheizung nicht nur teurer und weniger effizient, sondern können auch den Gasverbrauch in Kraftwerken in die Höhe treiben. Wenn viele Verbraucherinnen und Verbraucher gleichzeitig mithilfe von elektrisch betriebenen Heizlüftern heizen, müssen die Energieversorger dafür zusätzlichen Strom bereitstellen, der eventuell auch aus Gaskraftwerken kommt.

Der vermehrte Einsatz dieser Geräte birgt zudem die Gefahr, die lokalen Stromnetze zu überlasten, wenn zu viele Heizlüfter gleichzeitig in Betrieb gehen bzw. sind. Steigt der Stromverbrauch in einem Niederspannungsnetz vor Ort sprunghaft an, könnte das zu einer lokalen Überlastung und schlimmstenfalls zu einem Stromausfall im betroffenen Gebiet führen. Auch bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern zuhause können Heizlüfter bei zu häufigem übermäßigem Einsatz die Elektrik im Haus oder in der Wohnung überlasten.

Die ENRW bittet darum, im eigenen Interesse vom Einsatz von Heizlüftern abzusehen bzw. auf einen maßvollen Umgang damit zu achten. Haushaltskunden zählen zu den geschützten Kunden und werden auch dann weiterhin mit Erdgas versorgt, wenn das Erdgas knapp ist.