26.10.2023

FACHMANN FÜR RASENPFLEGE

Unterwegs mit dem Head-Greenkeeper des Golfplatzes vom Öschberghof in Donaueschingen

Patrick Redmann aus Königsfeld-Weiler und der grüne Rasen – das ist eine ganz besondere Beziehung. Beide kennen sich schon seit 23 Jahren. Kurz vor der silbernen Hochzeit kann man sagen, dass dieses Paar mittlerweile nahezu perfekt harmoniert. Als Head-Greenkeeper des Golfplatzes beim Donaueschinger Luxushotel „Der Öschberghof“ verantwortet der 39-Jährige die Rasenpflege einer Anlage, die zu den fünf größten in Deutschland zählt. Renommierte Turniere wie der Mercedes-Cup (Deutschland Finale und Welt Finale) oder die Pro-Golf-Tour gastieren hier beim Fünf-Sterne-Plus-Resort und verlangen eine perfekt gepflegte Spielstätte. Nicht anders sieht es bei den Fußballplätzen des benachbarten SV Aasen aus.

Wenn einige der weltbesten Fußballmannschaften wie der FC Barcelona oder der FC Liverpool sich im Öschberghof auf die neue Saison vorbereiten, treffen sie dort auf drei Trainingsplätze, welche durch Patrick und sein Team auf Bundesliga-Niveau gebracht wurden. Platz 1 genügt sogar den höchsten Ansprüchen des Fußballweltverbandes FIFA. Schließlich wacht Patricks Blick auch über dem Reitstadion in Donauschingen, wo sich bald wieder die Elite der internationalen Springreiter messen soll. In Summe Greenkeeping auf höchstem Niveau also – aber was macht ein Greenkeeper eigentlich den ganzen Tag?

Bevor wir uns dieser spannenden Frage widmen, gehen wir noch ganz kurz zurück zum Beginn der Liason zwischen dem Königsfelder und dem grünen Rasen. Im Jahr 2000 jobbte der damals noch angehende Landschaftsarchitekt erstmals in den Semesterferien beim Golfclub seiner Heimatgemeinde und fand schnell Gefallen an der Rasenpflege. Der Golfclub finanzierte ihm daraufhin die Zusatzausbildung zum Greenkeeper und im Studium lag sein Schwerpunkt schnell auf der Golfplatzplanung. Nach fünf Jahren in Königsfeld und einer weiteren Station auf dem Golfplatz in Unterengstringen bei Zürich holte Course Manager Heiko Hildebrandt den Diplom-Ingenieur für Landschaftsarchitektur im Jahr 2015 mit ins Boot beim Öschberghof. Mit der Um- und Neugestaltung der Anlage stand gleich eine mehrjährige Mammutaufgabe auf dem Programm. Und das bei laufendem Spielbetrieb.

Patrick und ich haben uns für das Interview auf dem Betriebshof des Golfplatzes verabredet. Den Betriebshof eines Golfplatzes habe ich mir eher romantisch vorgestellt. Eine kleine Hütte mit ein bis zwei Rasentraktoren vielleicht, ein paar Handmäher und Rechen und dazwischen zwei gut gelaunte Bartträger mit Latzhosen. Weit gefehlt! Rund 35 (!) Garagen beherbergen die unterschiedlichsten Gerätschaften, deren Sinn sich mir erst nach dem Gespräch mit Patrick ungefähr erschließt. Ein Sattelschlepper steht bereit für den mobilen Einsatz des riesigen Maschinenparks.

Das Betriebsgebäude beherbergt Büros (unter anderem des Golfplatz-Managers), Besprechungs- und Umkleideräume für 20 festangestellte Mitarbeiter, Saisonarbeitskräfte, Aushilfen und Studenten im Praktikum. Dazu Lager für Flüssigdünger, Granulatdünger… kurz: meine Vorstellungen von der Pflege eines rund 200 Hektar großen Golfplatzes samt Grünlagen und Fußballplätzen haben sich komplett als falsch erwiesen.

Von April bis November muss sich die Anlage immer in einem absoluten Top-Zustand befinden. Internationale Reglements schreiben vor, wie die Rasenqualität auszusehen hat. Täglich werden die sogenannten „Grüns“ auf vier Millimeter gemäht. Auch am Wochenende. Zusätzlich kommen spezielle Walzen zum Einsatz. Manche Mäher haben Rollen, um die Grasnarbe zu schonen. Das Schnittgut wird weggeblasen. Zusätzlich müssen Sandbunker gerecht, Schadstellen ausgebessert, die Löcher bei den Fahnen versetzt und Dünger ausgebracht werden: „Ganz wichtig: die Gräser müssen gesund und nicht überdüngt sein. Sind sie krank, befallen Pilze die Gräser, es wachsen Unkräuter dazwischen, bei Überdüngung wachsen sie zu schnell“, erklärt Patrick. Eine ganze Reihe an verschiedenen Krankheiten können bei falscher Pflege den Rasen befallen. Nicht umsonst gehen ein bis zwei Mal jährlich Bodenproben ins Labor.

Ein wichtiger Aspekt betrifft die nächtliche Bewässerung des Golfrasens. 2.000 fest installierte sogenannte „Regner“ im Boden können die Greenkeeper via App einzeln ansteuern, justieren und programmieren. Das Wasser stammt aus kleinen Seen auf dem Gelände, die extra angelegt wurden. Wichtiger Nebenaspekt: Biber, Fische, Eisvögel und unzählige Kleinstlebewesen bevölkern den Golfplatz, welcher somit auch dem Naturschutz dient. „Unsere Anlage wurde mit dem Qualitätssiegel ‚Golf & Natur‘ in der Kategorie Gold ausgezeichnet“, berichtet Patrick nicht ohne Stolz. Eine eigene Wetterstation sorgt dafür, dass die Greenkeeper genau abschätzen können, wie viel Wasser wann gebraucht wird.

Als Spezialist für Rasenpflege wird Patrick oft von privaten Gartenbesitzern um Rat gefragt. „Viele denken, dass man für einen schönen Rasen nur regelmäßig mähen muss.“ Dem ist natürlich nicht so. Das Zusammenspiel aus düngen, mähen, wässern und dem richtigen Untergrund ist eine Kunst, eine Wissenschaft für sich: „Der Rasen muss so dicht wachsen, dass Fremdgräser keinen Platz haben.“ Natürlich lässt sich die Rasenpflege in einem privaten Garten nicht mit der eines Golfplatzes vergleichen. Einen Golfplatz zu unterhalten, ist finanziell sehr aufwendig, deshalb müssen die Einnahmen stimmen. Eine Runde Golf kostet für Nicht-Mitglieder 90 Euro.

Golfsport ist ein wichtiges, wenn nicht das zentrale Angebot des Luxushotels „Der Öschberghof“ bei Donaueschingen, dessen Vorläufer 1976 vom 2014 verstorbenen Aldi-Süd-Eigentümer Karl Albrecht erbaut wurde. Ursprünglich diente das Hotel mit wenigen Zimmern nur als Clubhaus für den Golfclub mit angeschlossenem 18-Loch Golfplatz. 2001 erfolgte der erste Ausbau auf 73 Zimmer mit einer 27-Loch Golfanlage, acht Tagungsräumen, zwei Restaurants und einem SPA Bereich. Zwischen 2015 und 2019 kam es dann zu einem Mix aus Erweiterung und Renovierung. Heute befinden sich 127 Zimmern, ein 45-Loch Golfplatz, über 5.000 Quadratmeter Fitness- und Wellness-Bereich, ein Tagungszentrum mit Festsaal, fünf Restaurants und einer Bar auf dem Gelände. Angestellte Golf-Trainer coachen Hotelgäste und auch nicht wenige der über 1.000 Mitglieder des Golfclubs. Eine Golf-Boutique hält das richtige Outfit vor.

Patrick liebt seinen Job: „Ein Bürojob wäre nix nichts für mich. Ich arbeite hier mit und in der Natur, außerdem sehe ich die Ergebnisse meiner Arbeit.“ Ob nationale Golfelite oder Fußball-Weltstars – wenn die Plätze höchsten Ansprüchen genügen, empfinden auch der 39-Jährige und sein Team „die größtmögliche Freude und eine ungeheure Motivation“.

Patrick Redmann aus Königsfeld-Weiler